Keine Notlösung – Der Polo als Anfängerauto
Unter unseren Lesern sind neben zahlreichen Polofahrern auch
werdende Fahranfänger, sowie Eltern deren Nachwuchs bald einen fahrbaren
Untersatz benötigen.
Grund genug für uns das Thema „Anfängerauto“ also einmal
genauer zu beleuchten, neben den zahlreichen anderen Fahrzeugherstellern
beziehen wir uns aber – wie sollte es auch anders sein – auf den VW Polo.
Natürlich haben aber auch andere „Mütter“ schöne „Kinder“.
Zu allererst sollte man sich jedoch im Klaren sein,
Autofahren kostet Geld und damit meinen wir nicht die Anschaffung des Autos.
Der Unterhalt des Fahrzeugs ist ein nicht zu unterschätzender Punkt bei den
Kosten. Neben Steuern, Versicherung, Wartungen und Kraftstoff sollte man auch
immer einen kleinen Notgroschen für nicht eingeplante Reparaturen auf der Seite
haben. Grade bei Gebrauchten kann dies mal mehr und mal weniger vorkommen und
da Fahranfänger meistens noch Schüler oder Auszubildende sind ist Geld sowieso
meist Mangelware.
Mittlerweile sind wir bereits beim Facelift der fünften
Polo-Generation angekommen, es stellt sich also die Frage welches Modell man
sich zulegen sollte und wie viel handwerkliches Geschick man mitbringt.
Da der Polo 1 / Audi 50 aktuell sowieso fast aus dem
normalen Straßenbild verschwunden ist (außer auf Veranstaltungen) fällt dieses
Modell schon mal raus.
Weiter geht es also mit der Generation 86C (2 & 2F).
Auch sie werden auf den Straßen des Landes weniger, erblickt man zwischendurch
noch den ein oder anderen 2F, so hat es im Gegensatz dazu auch schon die
meisten Polo 2 von der Straße gezogen. Grade in ländlichen Gebieten ohne
Umweltzone sieht man sie noch etwas mehr, was übrigens an den fehlenden G-Kats
der meisten Polo 2 liegt. Sie erlangen somit keine grüne Plakette und werden so
aus den Städten verdrängt. Auch ein wichtiger Punkt wenn man es auf dieses
Modell abgesehen hat – wo wohne ich?! (bezüglich Umweltplakette).
Wer sich einen 86C zulegen möchte sollte darauf achten, ein
möglichst unverbasteltes Fahrzeug zu erwischen. So hat man zumindest eine
relativ hohe Sicherheit, dass noch alles zueinander passt und selbst
vorgenommene Veränderungen schaffen in unseren Augen auch etwas mehr Vertrauen
ins Fahrzeug. Lose Schrauben, lose Fahrwerke und Sicherheitsgurte sowie
fehlerhafte Elektrik sind nur ein paar Beispiele aus bereits erlebten
Abenteuern. Das gleiche gilt eigentlich auch für alle anderen Modelle.
Etwas Geschick beim Schrauben sollte man bei diesem Polo-Typ
schon haben, aufgrund des ja doch schon recht fortgeschrittenen Alters der
Fahrzeuge kann man doch schon das ein oder andere Wehwehchen mit einplanen. Bei
guter Pflege und regelmäßiger Wartung hält die Technik aber einiges aus. Wer
einen problemlosen Motor haben möchte, sollte auf den 1.3l 55 PS AAV zurückgreifen.
Dieser Motor ist nahezu unkaputtbar und etwas durchzugsstärker als sein kleiner
Bruder, der 1.0l 45 PS AAU. Etwas flotter aber auch etwas zickiger sind
hingegen die 1.3l 55 PS NZ und 1.3l 75 PS 3F Motoren. Die Höchstmotorisierung
in Form des 1.3l 113 PS G40 erfordert eine erfahrene Schrauberhand, sonst kann
der Fahrspaß ganz schnell ins Gegenteil umschlagen.
Die Ersatzteilversorgung ist noch als relativ gut anzusehen.
Während beim VW Händler um die Ecke bereits die meisten Teile entfallen sind,
weitet Volkswagen Classic Parts sein Sortiment immer weiter aus. Aber auch
gebrauchte Teile sind gut und günstig zu bekommen. So bezahlt man in der Regel
für einen Kotflügel nicht mehr wie 30 Euro, einen Scheinwerfer gibt es bereits
ab 20 Euro und ein gebrauchtes 5 Gang
Getriebe von Privat zum Teil schon ab 70 Euro (ausgenommen das ATV vom G40,
dieses wird höher gehandelt). Es geht aber auch günstig und neu, diverse
Zubehörhersteller bieten ein breit gefächertes Sortiment an.
Kommen wir vom Polo der zweiten Generation zur dritten
Generation, dem Polo 6N. Ein großer Sprung in Richtung Technik und Komfort.
Plötzlich gab es ABS, Servolenkung und das ein oder andere elektrische
Highlight als Ausstattung. Wir empfehlen die Benzin-Motorisierungen ab 1.4l 60
PS. Darunterliegende Motoren besitzen keine Durchzugsstärke, stammen teilweise
noch aus der 86C Generation und haben somit nicht die Laufruhe der neueren
Generation. Ebenso sind sie stark anfällig bei Frost in Verbindung mit wenig
Bewegung / Kurzstrecke. Ein großes Manko beim 6N ist die Rostanfälligkeit. Am
Unterboden sind die Bereiche rund um die Gummipropfen zwingend vor Kauf zu
kontrollieren. Oberhalb geht es an den Unterkanten der Kotflügel weiter, die
Radläufe rundum sollten ebenfalls kontrolliert werden genau so wie der Bereich
um/unter den Dachleisten und die
Schwellerspitzen. Ein weiterer Knackpunkt beim 6N ist das Getriebe,
stark anfällig für Schäden bei allen Motorvarianten. Im Inneren versagen gerne
die elektrischen Fensterheber ihren Dienst, Grund dafür sind meist ein oder
mehrere Plastikteile (Führungsteile) die aufgrund des Alters und der
Beanspruchung kaputtgehen. Nicht oft, aber auch vorkommend sind defekte ABS
Sensoren. Der Austausch ist jedoch schnell gemacht und einen neuen Sensor aus
dem Zubehör gibt es zum Teil bereits für unter 10 Euro. Der Kauf von
gebrauchten Fahrzeugteilen ist relativ einfach, denn auf den Schrottplätzen
sind die Modelle noch recht häufig zu finden. Auch hier gibt es Kotflügel
bereits ab 30 Euro, Lichtmaschinen um 40 Euro und Rückleuchten um 30 Euro. Die
Ersatzteilversorgung beim VW Händler um die Ecke ist OK, aber auch hier
entfallen nach und nach mehr Teile doch auch hier zieht Classic Parts bereits
nach und erweitert das Sortiment. Wer mag, kann aber auch hier auf Zubehörhersteller
zurückgreifen. Wer den Kampf mit dem Rost (Ausnahmen bestätigen die Regel,
grade bei gepflegten Fahrzeugen / Garagenwagen) nicht aufnehmen möchte, sollte
lieber zum Facelift greifen, hier wurde die Karosserie bereits verzinkt. Ist
die Zinkschicht intakt, droht hier kein Rostbefall aber Achtung bei Unfällen
oder schadhaften Stellen. Dann kann auch dort der Rost durchkommen. Neben einem
moderneren Design außen sowie innen wurden auch zum Teil neueren Motoren
verbaut. Neu ist aber nicht immer gleich besser – beim 6N2 kann die
Motorchecklampe schon mal nerven und die Motoren sind aufgrund der neueren
Technik auch etwas anfälliger. Man muss also wissen was man will.
Nachfolgende Polo Modelle wie der 9N, 9N3, 6R und 6C sind
auch als relativ problemlos einzustufen, solange man grade beim 9N und 9N3
nicht auf den 3-Zylinder zurückgreift. Hier kommt es gerne zu Problemen mit den
Steuerketten. Rosttechnisch muss man sich bei den Modellen auch keine Gedanken
machen. Und die letzten 6R und neuen 6C fallen sowieso noch in die
(Gebrauchtwagen-)Garantie, wenn sie vom Händler stammen.
Fazit:
Wenn wir mal vom Neuwagen absehen empfehlen wir für den
kleineren Geldbeutel den Polo 6N mit der 1.4l 60 PS Motorisierung. Er bietet
mehr Komfort wie der 86C und auch mehr Sicherheit. Wer sich mal Unfallbilder
eines Polo 86C angeschaut hat weiß warum wir grade bei Fahranfängern von diesem
Modell abraten. Wir hören jetzt zwar schon Stimmen die sagen „Früher ging es
doch auch…..“ aber mal ehrlich, grade der männliche Nachwuchs haut heutzutage
gerne mal beim Fahren auf die „Kacke“, etwas mehr Knautschzone und Airbags
haben da noch niemanden im Fall der Fälle geschadet.
Auf Features wie Airbags und ABS sollte noch Wert gelegt
werden, weitere Ausstattungen wie Klima, ZV, e. Fenster und Popoheizer sind
nicht zwingend erforderlich, dienen aber einem erhöhten Komfort und mal
ehrlich… sind auch „nice to have“ J.
Für einen guten 6N sollte man heutzutage je nach
Ausstattung, Laufleistung und Co. mindestens 1000€ einplanen. Ausnahmen
bestätigen aber auch hier die Regel in Sachen Kaufpreis.
Wer etwas mehr Geld ausgeben möchte kann auch zu einem
guten, gebrauchten Polo 9N3 zurückgreifen. Die Vorderachse bekam hier im
Gegensatz zum 9N noch ein kleines Update und ist somit weniger anfälliger in
Sachen hinterer Dreieckslenkerlager und dem Stabilisator.