Sonntag, 4. Dezember 2016

Keine Notlösung - Der Polo als Anfängerauto

Keine Notlösung – Der Polo als Anfängerauto

Unter unseren Lesern sind neben zahlreichen Polofahrern auch werdende Fahranfänger, sowie Eltern deren Nachwuchs bald einen fahrbaren Untersatz benötigen.
Grund genug für uns das Thema „Anfängerauto“ also einmal genauer zu beleuchten, neben den zahlreichen anderen Fahrzeugherstellern beziehen wir uns aber – wie sollte es auch anders sein – auf den VW Polo. Natürlich haben aber auch andere „Mütter“ schöne „Kinder“.

Zu allererst sollte man sich jedoch im Klaren sein, Autofahren kostet Geld und damit meinen wir nicht die Anschaffung des Autos. Der Unterhalt des Fahrzeugs ist ein nicht zu unterschätzender Punkt bei den Kosten. Neben Steuern, Versicherung, Wartungen und Kraftstoff sollte man auch immer einen kleinen Notgroschen für nicht eingeplante Reparaturen auf der Seite haben. Grade bei Gebrauchten kann dies mal mehr und mal weniger vorkommen und da Fahranfänger meistens noch Schüler oder Auszubildende sind ist Geld sowieso meist Mangelware.

Mittlerweile sind wir bereits beim Facelift der fünften Polo-Generation angekommen, es stellt sich also die Frage welches Modell man sich zulegen sollte und wie viel handwerkliches Geschick man mitbringt.

Da der Polo 1 / Audi 50 aktuell sowieso fast aus dem normalen Straßenbild verschwunden ist (außer auf Veranstaltungen) fällt dieses Modell schon mal raus.
Weiter geht es also mit der Generation 86C (2 & 2F). Auch sie werden auf den Straßen des Landes weniger, erblickt man zwischendurch noch den ein oder anderen 2F, so hat es im Gegensatz dazu auch schon die meisten Polo 2 von der Straße gezogen. Grade in ländlichen Gebieten ohne Umweltzone sieht man sie noch etwas mehr, was übrigens an den fehlenden G-Kats der meisten Polo 2 liegt. Sie erlangen somit keine grüne Plakette und werden so aus den Städten verdrängt. Auch ein wichtiger Punkt wenn man es auf dieses Modell abgesehen hat – wo wohne ich?! (bezüglich Umweltplakette).

Wer sich einen 86C zulegen möchte sollte darauf achten, ein möglichst unverbasteltes Fahrzeug zu erwischen. So hat man zumindest eine relativ hohe Sicherheit, dass noch alles zueinander passt und selbst vorgenommene Veränderungen schaffen in unseren Augen auch etwas mehr Vertrauen ins Fahrzeug. Lose Schrauben, lose Fahrwerke und Sicherheitsgurte sowie fehlerhafte Elektrik sind nur ein paar Beispiele aus bereits erlebten Abenteuern. Das gleiche gilt eigentlich auch für alle anderen Modelle.
Etwas Geschick beim Schrauben sollte man bei diesem Polo-Typ schon haben, aufgrund des ja doch schon recht fortgeschrittenen Alters der Fahrzeuge kann man doch schon das ein oder andere Wehwehchen mit einplanen. Bei guter Pflege und regelmäßiger Wartung hält die Technik aber einiges aus. Wer einen problemlosen Motor haben möchte, sollte auf den 1.3l 55 PS AAV zurückgreifen. Dieser Motor ist nahezu unkaputtbar und etwas durchzugsstärker als sein kleiner Bruder, der 1.0l 45 PS AAU. Etwas flotter aber auch etwas zickiger sind hingegen die 1.3l 55 PS NZ und 1.3l 75 PS 3F Motoren. Die Höchstmotorisierung in Form des 1.3l 113 PS G40 erfordert eine erfahrene Schrauberhand, sonst kann der Fahrspaß ganz schnell ins Gegenteil umschlagen.

Die Ersatzteilversorgung ist noch als relativ gut anzusehen. Während beim VW Händler um die Ecke bereits die meisten Teile entfallen sind, weitet Volkswagen Classic Parts sein Sortiment immer weiter aus. Aber auch gebrauchte Teile sind gut und günstig zu bekommen. So bezahlt man in der Regel für einen Kotflügel nicht mehr wie 30 Euro, einen Scheinwerfer gibt es bereits ab 20 Euro und ein gebrauchtes  5 Gang Getriebe von Privat zum Teil schon ab 70 Euro (ausgenommen das ATV vom G40, dieses wird höher gehandelt). Es geht aber auch günstig und neu, diverse Zubehörhersteller bieten ein breit gefächertes Sortiment an.

Kommen wir vom Polo der zweiten Generation zur dritten Generation, dem Polo 6N. Ein großer Sprung in Richtung Technik und Komfort. Plötzlich gab es ABS, Servolenkung und das ein oder andere elektrische Highlight als Ausstattung. Wir empfehlen die Benzin-Motorisierungen ab 1.4l 60 PS. Darunterliegende Motoren besitzen keine Durchzugsstärke, stammen teilweise noch aus der 86C Generation und haben somit nicht die Laufruhe der neueren Generation. Ebenso sind sie stark anfällig bei Frost in Verbindung mit wenig Bewegung / Kurzstrecke. Ein großes Manko beim 6N ist die Rostanfälligkeit. Am Unterboden sind die Bereiche rund um die Gummipropfen zwingend vor Kauf zu kontrollieren. Oberhalb geht es an den Unterkanten der Kotflügel weiter, die Radläufe rundum sollten ebenfalls kontrolliert werden genau so wie der Bereich um/unter den Dachleisten und die  Schwellerspitzen. Ein weiterer Knackpunkt beim 6N ist das Getriebe, stark anfällig für Schäden bei allen Motorvarianten. Im Inneren versagen gerne die elektrischen Fensterheber ihren Dienst, Grund dafür sind meist ein oder mehrere Plastikteile (Führungsteile) die aufgrund des Alters und der Beanspruchung kaputtgehen. Nicht oft, aber auch vorkommend sind defekte ABS Sensoren. Der Austausch ist jedoch schnell gemacht und einen neuen Sensor aus dem Zubehör gibt es zum Teil bereits für unter 10 Euro. Der Kauf von gebrauchten Fahrzeugteilen ist relativ einfach, denn auf den Schrottplätzen sind die Modelle noch recht häufig zu finden. Auch hier gibt es Kotflügel bereits ab 30 Euro, Lichtmaschinen um 40 Euro und Rückleuchten um 30 Euro. Die Ersatzteilversorgung beim VW Händler um die Ecke ist OK, aber auch hier entfallen nach und nach mehr Teile doch auch hier zieht Classic Parts bereits nach und erweitert das Sortiment. Wer mag, kann aber auch hier auf Zubehörhersteller zurückgreifen. Wer den Kampf mit dem Rost (Ausnahmen bestätigen die Regel, grade bei gepflegten Fahrzeugen / Garagenwagen) nicht aufnehmen möchte, sollte lieber zum Facelift greifen, hier wurde die Karosserie bereits verzinkt. Ist die Zinkschicht intakt, droht hier kein Rostbefall aber Achtung bei Unfällen oder schadhaften Stellen. Dann kann auch dort der Rost durchkommen. Neben einem moderneren Design außen sowie innen wurden auch zum Teil neueren Motoren verbaut. Neu ist aber nicht immer gleich besser – beim 6N2 kann die Motorchecklampe schon mal nerven und die Motoren sind aufgrund der neueren Technik auch etwas anfälliger. Man muss also wissen was man will.

Nachfolgende Polo Modelle wie der 9N, 9N3, 6R und 6C sind auch als relativ problemlos einzustufen, solange man grade beim 9N und 9N3 nicht auf den 3-Zylinder zurückgreift. Hier kommt es gerne zu Problemen mit den Steuerketten. Rosttechnisch muss man sich bei den Modellen auch keine Gedanken machen. Und die letzten 6R und neuen 6C fallen sowieso noch in die (Gebrauchtwagen-)Garantie, wenn sie vom Händler stammen.


Fazit:
Wenn wir mal vom Neuwagen absehen empfehlen wir für den kleineren Geldbeutel den Polo 6N mit der 1.4l 60 PS Motorisierung. Er bietet mehr Komfort wie der 86C und auch mehr Sicherheit. Wer sich mal Unfallbilder eines Polo 86C angeschaut hat weiß warum wir grade bei Fahranfängern von diesem Modell abraten. Wir hören jetzt zwar schon Stimmen die sagen „Früher ging es doch auch…..“ aber mal ehrlich, grade der männliche Nachwuchs haut heutzutage gerne mal beim Fahren auf die „Kacke“, etwas mehr Knautschzone und Airbags haben da noch niemanden im Fall der Fälle geschadet.
Auf Features wie Airbags und ABS sollte noch Wert gelegt werden, weitere Ausstattungen wie Klima, ZV, e. Fenster und Popoheizer sind nicht zwingend erforderlich, dienen aber einem erhöhten Komfort und mal ehrlich… sind auch „nice to have“ J.
Für einen guten 6N sollte man heutzutage je nach Ausstattung, Laufleistung und Co. mindestens 1000€ einplanen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel in Sachen Kaufpreis.


Wer etwas mehr Geld ausgeben möchte kann auch zu einem guten, gebrauchten Polo 9N3 zurückgreifen. Die Vorderachse bekam hier im Gegensatz zum 9N noch ein kleines Update und ist somit weniger anfälliger in Sachen hinterer Dreieckslenkerlager und dem Stabilisator. 


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